Wir werden zunächst eine steigende Zahl von Zahlungsausfällen bei Regierungen, Unternehmen und Haushalten erleben. Die gegenwärtigen geld- und fiskalpolitische Reaktionen federn diese Entwicklung zwar ab. Sie können sogar dazu führen, dass sich der Bereinigungsprozess verlängert, anstatt verkürzt. Geschäftsmodelle, die nicht zurechtkommen mit dem sich ändernden Kaufverhalten der Verbraucher, den Arbeitsbedingungen, den Beschaffungsmöglichkeiten über alle Produktionsfaktoren hinweg und einem Mangel an Preissetzungsmacht, werden es schwer haben zu überleben. Die niedrigen Zinssätze werden sie nicht lange schützen.
Das Finanzmarktregime, an das wir uns zwischen 2009 und 2019 gewöhnt haben, wird sich durch die COVID-19-Pandemie gewaltig verändern. Diese Periode war unser disinflationärer Boom. Seit dem 1. Quartal 2020 hat die Corona-Pandemie eine Anlagephase in Gang gesetzt, die als disinflationärer Zusammenbruch bekannt ist. Anleger sollten in dieser Situation sichere Staatsanleihen kaufen und halten und risikoreiche Anlagen verkaufen. Performancedaten aus allen Finanzsektoren haben dies bestätigt. US-Treasuries, EUR-Staatsanleihen, globale nominale und inflationsgebundene Staatsanleihenindizes verzeichnen alle positive Ergebnisse im ersten Halbjahr 2020.
Auf die disinflationäre Krise, wie wir sie gerade erleben, wird eine inflationäre Krise folgen – vermutlich in den Jahren 2022 und 2023 –, doch sollte Investoren dies nicht abschrecken. Bargeld in den sichersten Währungen wird der Königsweg werden, und Finanzassets sollten gemieden werden. Inflationsgebundene Anleihen könnten die zweitbeste Wahl sein. Das Aktienrisiko sollte auf robuste Geschäftsmodelle beschränkt werden, die unter steigenden Inflationsbedingungen gedeihen können. Diese Phase sollte Anleger dazu herausfordern, Ersparnisse richtig zu allokieren und für Kapitalerhalt und Wachstum zu diversifizieren. Längerfristig sollten wir ein Wiedererstarken des Konjunkturzyklus erleben, der auf solideren Fundamenten steht. Dieser Inflationsboom wird Risikoaktiva wieder aufblühen lassen.
Den ausführlichen aktuellen Kommentar von Peter De Coensel finden interessierte LeserInnen hier als PDF-Dokument.